Waldbrand Gösselsdorf (LK Saalfeld-Rudolstadt)
Der großflächige Waldbrand in der Saalfelder Höhe (Thüringen) entwickelte sich zu einer der größten und komplexesten Einsatzlagen der letzten Jahrzehnte. Durch den effektiven Einsatz oberfränkischer Kräfte in enger Zusammenarbeit mit den Thüringer Einsatzkräften konnte die Lage am Samstag, 5. Juli 2025, deutlich stabilisiert werden. Später unterstützten zusätzlich die Feuerwehrhilfeleistungskontingente aus München und Augsburg den Einsatz und trugen maßgeblich zur weiteren Entspannung der Situation bei.
Einsatzverlauf Waldbrand Gösselsdorf (LK Saalfeld-Rudolstadt)
- 02.07.2025, 14:30 Uhr: Ausbruch eines Waldbrandes bei Gösselsdorf, ca. 200 ha betroffen
- 02.07.2025, 17:30 Uhr: Ausrufung des Katastrophenfalls, Brandfläche wächst auf 270 ha
- 03.07.2025, Abend: Anforderung von drei Löschzügen aus dem Landkreis Kronach; Vorauskommando mit Fachberater und Kontingentführer begutachteten Lage vor Ort
- 04.07.2025, früh: Weitere Verstärkung durch einen Löschzug aus Kronach und das Feuerwehr-Hilfeleistungskontingent (FHK) Bayreuth; das Feuer überspringt eine Straße und nähert sich Gösselsdorf
- 04.07.2025, 11:30 Uhr: Abmarsch des autarken FHK Bayreuth mit 140 Einsatzkräften in vier Zügen, darunter Kräfte der Feuerwehr Stadt Bayreuth und der BRK Bereitschaft Hollfeld
- 05.07.2025, 08:00 Uhr: Eintreffen der Flughelfergruppe Bayreuth sowie zweier Hubschrauber
- 05.07.2025, 17:30 Uhr: Einstellung des Flugbetriebs, deutliche Entspannung durch kombinierte Luft- und Bodenbrandbekämpfung
- 06.07.2025, 07:00 Uhr: Ankunft der Vorauskommandos der FHK aus München und Augsburg; Übergabe vor Ort und Rückverlegung von FHK Bayreuth und Kronach bis 12 Uhr
Eingesetzte Kräfte
FHK Bayreuth: 140 Feuerwehrdienstleistende, darunter 12 Einsatzkräfte der BRK Bereitschaft Hollfeld
Feuerwehren Landkreis Kronach: ca. 380 Feuerwehrdienstleistende im rotierenden Schichtbetrieb
Flughelfergruppe Bayreuth: mit Unterstützung aus Amberg insgesamt 20 Feuerwehrdienstleistende
FHK Landkreis München mit 97 Einsatzkräften
FHK Landkreis Augsburg mit 103 Einsatzkräften
Einsatzvorbereitung und Anfahrt
Am 4. Juli 2025 um 11:30 Uhr rückten ca. 140 Einsatzkräfte des FHK Bayreuth aus. Unter der Führung von Kreisbrandinspektor Sven Kaniewski wurden vier Löschzüge aus Stadt und Landkreis Bayreuth sowie die Verpflegungskomponente der Bereitschaft des BRK Hollfeld zusammengeführt. Das BRK übernahm zugleich die medizinische Versorgung.
Bereits am Vorabend wurden auf Anforderung der Regierung von Oberfranken drei Löschzüge aus Kronach alarmiert. Am Morgen des 4. Juli 2025 entsandte Kronach einen weiteren Löschzug, gefolgt von zwei weiteren Zügen am Mittag desselben Tages. Somit konnte innerhalb kurzer Zeit ein leistungsfähiges, autarkes Kontingent für den Waldbrandeinsatz gebildet werden. Die Kontingentführung von Kronach übernahmen im Wechsel KBM André Stadelmann, KBI Markus Wachter und KBI Harald Schnappauf.
Ablauf und Einsatzabschnitt Luft
Die Lage vor Ort blieb dynamisch und herausfordernd: Der Waldbrand hatte eine große Fläche erfasst und war noch nicht unter Kontrolle. Hauptaufgabe des FHK und der Kronacher Kräfte war die Unterstützung der örtlichen Einsatzkräfte bei der Brandbekämpfung in unwegsamem Gelände. Zu den Maßnahmen zählten:
- Händisches Ablöschen von Glutnestern und Spotbränden
- Betrieb von Tanklöschfahrzeugen und Abrollbehältern im Pendelverkehr zur Wasserversorgung
- Aufbau und Betrieb einer langen Schlauchstrecke
- Einsatz des Löschroboters „Wolf R1“ in schwer zugänglichem, steilem Gelände
Einsatzablauf und Luftoperationen
Nach Eintreffen wurde das Bayreuther Kontingent vollständig in die örtliche Einsatzstruktur integriert. Die Bekämpfung der Glutnester war körperlich anspruchsvoll, da Wind die Brandstellen immer wieder aufflammen ließ und diese tief im Erdreich verborgen lagen. Das schwierige Gelände mit steilen Hängen erschwerte die Löscharbeiten zusätzlich.
Parallel zum Bodeneinsatz wurde in der Nacht zum 5. Juli 2025 die Flughelfergruppe Bayreuth gemeinsam mit der Polizeihubschrauberstaffel Bayern angefordert. Die Gruppe, einschließlich Einsatzkräften aus Amberg, traf gegen 8 Uhr im Einsatzgebiet ein. Unter deren Führung wurde der Abschnitt Luft gebildet, die fliegerische Gesamteinsatzleitung lag bei Lucas Lauterbach (Feuerwehr Stadt Bayreuth). Die Landespolizei Thüringen stellte einen EC 145 mit Wärmebildkamera zur dauerhaften Beobachtung und Koordination. Die Löschflüge erfolgten mit einem bayerischen EC 145 sowie einem Super Puma der Bundespolizei. Ein Fachberater Flughelfer war in der technischen Einsatzleitung eingebunden. Bis zum Ende des Flugbetriebs um 17:30 Uhr wurden rund 150.000 Liter Löschwasser in ca. 110 Abwürfen zielgerichtet abgeworfen, unterstützt durch die Wärmebildkamera. Die enge Abstimmung von Boden- und Lufteinsatzkräften trug wesentlich zur Stabilisierung der Lage bei. Nach erfolgreicher Wirkung des Löscheinsatzes wurden die Nachlöscharbeiten auf den Bodenbereich verlagert, wodurch der Löscheinsatz aus der Luft beendet werden konnte.
Logistische Unterstützung und Verpflegung
Die Bereitschaft des BRK Hollfeld war als Logistik- und Verpflegungskomponente mit 12 Einsatzkräften vor Ort und sicherte die umfassende Verpflegung der Einsatzkräfte. Insgesamt wurden rund 1.400 Mahlzeiten – Frühstück, Mittag- und Abendessen – ausgegeben. Neben der zentralen Verpflegung an der Unterkunft versorgten die Helfer die Einsatzkräfte im Feld permanent und in kurzen Abständen.
Dabei erhielt jede Einsatzkraft – unabhängig von der Herkunft aus Bayern, Thüringen oder anderen beteiligten Hilfsorganisationen – während ihres Aufenthalts im Einsatzgebiet eine Zwischenmahlzeit.
Ab dem Abend des 4. Juli 2025 wurden zusätzlich die Kräfte aus Kronach versorgt, am 5. Juli 2025 kamen die Flughelfergruppe sowie die Piloten hinzu. Zudem kümmerte sich das BRK um die Einrichtung und Ertüchtigung der Notunterkunft in einem Schulgebäude in Rudolstadt (Partnerstadt von Bayreuth), inklusive Erstellung von Begehungs- und Parkplänen für die rund 140 Einsatzkräfte. Die Helfer stellten außerdem die medizinische Betreuung sicher und leisteten einen wichtigen Beitrag für einen reibungslosen Einsatzablauf.
Führungsunterstützung und Zusammenarbeit
Ein Fachberater für Brand- und Katastrophenschutz der Regierung von Oberfranken sowie Spezialkräfte der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg (u. a. Brandrat Christian Lorenz und Boris Ehrmann) unterstützten die Einsatzleitung vor Ort. Diese fachliche Expertise ermöglichte eine optimierte Koordination und beschleunigte Entscheidungsprozesse.
Übergabe und Rückführung
Am Morgen des 6. Juli 2025 trafen die Vorauskommandos der Feuerwehrhilfeleistungskontingente aus München und Augsburg ein. Nach einer umfassenden Lagebesprechung und der offiziellen Übergabe der Einsatzverantwortung konnten die Bayreuther Kräfte gegen 12 Uhr die Heimreise antreten. Die Rückkehr erfolgte um 15:15 Uhr. Die Einsatzkräfte aus Kronach beendeten ihren Einsatz zeitgleich mit dem FHK Bayreuth.
Fazit und Ausblick
Der Waldbrand in der Saalfelder Höhe zählt zu den größten und anspruchsvollsten Einsätzen der letzten Jahrzehnte. Dank der länderübergreifenden Zusammenarbeit, der professionellen Einsatzführung und dem hohen Engagement aller Beteiligten konnte die Lage nachhaltig stabilisiert werden.
Der Einsatz zeigte eindrucksvoll, wie moderne Technik – etwa der Löschroboter „Wolf R1“ – und bewährte manuelle Löschmethoden effektiv kombiniert werden können. Die Kooperation zwischen Boden- und Luftkräften war dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Während die Nachbereitung und Wiederherstellung der Ausrüstung weiterhin läuft, bestätigt der Einsatz einmal mehr die hohe Einsatzbereitschaft und Belastbarkeit unserer Feuerwehr- und Rettungskräfte.
Unser besonderer Dank gilt den Einsatzkräften aus Bayreuth, Kronach, München, Augsburg, dem der Bereitschaft des BRK Hollfeld sowie allen unterstützenden Organisationen für ihren außerordentlichen Einsatz und die kameradschaftliche Zusammenarbeit.
Einsatzart | Kontingenteinsatz |
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Einsatzstart | 3. Juli 2025 18:00 |